Die Selbstständigkeit als Make-up Artist – meine Erfahrungen
Kassandra Fröhlich, Hair- & Make-up Artist im Interview über ihre Selbstständigkeit, Erfahrungen und Stolpersteine.
Kassandra Fröhlich, Hair- & Make-up Artist im Interview über ihre Selbstständigkeit, Erfahrungen und Stolpersteine.
Die Gastautorin:
Luisa Junkes
Hair- & Make-up Artist seit 2020
Instagram: luisa.makeupartist
Gibt es ein bestimmtes Erlebnis, das dich sehr geprägt und im Job vorangebracht hat?
Es gab so einen kleinen Wendepunkt.
Als ich mit einer Freundin am Viktualienmarkt war, bin ich zum Geldautomaten gegangen und er hat kein Geld mehr ausgespuckt. Das war natürlich ziemlich demütigend für mich, aber gleichzeitig auch ein sehr großer Augenöffner.
Ich wusste, so geht es nicht weiter und ich muss jetzt irgendetwas ändern.
Ich habe mich hochgekämpft und mein Chaos geordnet. So ein Erlebnis haben viele andere Unternehmer auch. Das ist ja schon fast ein Klischee. Wenn du am Boden bist, so zu sagen kurz vor der Pleite, dann wird dir die Situation einfach schonungslos vor Augen geführt und dann weißt du, du musst jetzt etwas ändern!
Viele der Gründer oder erfolgreichen Unternehmer haben eine ganz ganz lange Durststrecke am Anfang hinter sich, wo sie viele Fehler gemacht haben.
Wenn man überlegt, dass Apple 1997 kurz vor der Pleite stand und heute einen Börsenwert von über 1,5 Billionen Dollar hat – das ist wirklich Wahnsinn!
Hat es lange gedauert, bis du an dem Punkt warst, an dem du jetzt bist?
Ja, wenn man so zurück blickt, war das Ganze ein langer Prozess. Von der ersten Gewerbeanmeldung 2011 bis zur Entscheidung hauptberuflich selbstständig zu sein (2014). Dann musste ich erkennen, dass gerade etwas gewaltig schiefläuft und ich kein Geld mehr habe. Ich musste herausfinden, was ich wirklich brauche.
Ich war wirklich kurz davor das hinzuschmeißen und zu sagen: Ich lass das jetzt!
Aber ich bin das Problem angegangen und habe es bei der Wurzel gepackt. Meine Finanzen und Preiskalkulation war mein erster Schritt. Als ich meinen monatlichen Mindestumsatz berechnet hatte, ging es an die Überarbeitung meiner Dienstleistung.
Wie konnte ich so viel Mehrwert bieten, dass meine Kunden bereit sind diesen Preis zu zahlen?
Ich habe auch viel an mir selbst gearbeitet und gelernt, „Nein“ zu sagen. Außerdem habe ich einen festen Schuldentilgungsplan erstellt. Durch diese Änderungen ging es stetig und steil bergauf. Nach nur zwei Jahren hatte ich außerdem meine 10.000 Euro Schulden abbezahlt. Daher würde ich sagen, dass ich ab der Hauptselbstständigkeit zwei Lernjahre benötigte. Generell sagt man, dass es 2-3 Jahre dauert, bis es in der Selbstständigkeit läuft.
Was hat dich am meisten vorangebracht?
Alle meine Fehler haben mich am meisten vorangebracht!
Auch die vielen Gespräche mit anderen Unternehmern haben mich sehr inspiriert. Manche von ihnen haben mir durch Nachfragen zu einer guten Erkenntnis, oder zu einer Erleuchtung verholfen.
Manchmal entdeckt man eben erst 100 Wege, wie es nicht funktioniert, bevor man den einen findet, der funktioniert!
Hast du ein Lebensmotto?
Ich habe kein spezielles Lebensmotto, sondern eher meine Werte und mein Leitbild. Daraus habe ich mir meine Prinzipien formuliert und diese dienen mir als Lebenswegweiser.
Zum Beispiel sind Bindung, Lebensfreude und Entwicklung meine drei wichtigsten Werte. Diese integriere ich dann sowohl im Privaten, als auch im Beruflichen. Zur Bindung gehört für mich beispielsweise die Partnerschaft, die Freundschaft, aber auch die Kundenbindung.
Hast du einen typischen Arbeitsalltag und wenn ja, wie sieht er bei dir aus?
Nein, einen typischen Arbeitsalltag gibt es null Komma null!
Grundsätzlich beginnt mein Tag immer mit einem leckeren Frühstück. Manchmal mache ich davor auch schon Sport, oder ich integriere ihn als Pause.
Meistens fange ich zwischen 9 und 10 Uhr an zu arbeiten und versuche immer mit der wichtigsten Aufgabe zu starten. Eine, die mich langfristig voranbringt. Das bedeuted auch, dass ich z.B. E-Mails erst später beantworte, dann das kann ich auch mit einem niedrigeren Energielevel erledigen.
Außderm achte darauf, dass ich wirklich alle 1,5 bis 2 Stunden eine kurze Pause mache – in Form von Blumen gießen, meinem Workout, oder indem ich mir etwas koche.
Ich lege ich mir vorab bei meiner Monats- oder Wochenplanung bestimmte Ziele fest, die ich in dieser Woche unbedingt erreichen möchte und mich voranbringen.
Dabei bestimme ich keinen festen Tag, an denen ich an meinem Unternehmen arbeite sondern ich gehe diese an, wenn ich mich an einem Tag besonders energiereich fühle. Dabei kann es auch passieren, dass ich alle drei Dinge an einem Tag schaffe.
Es kann jedoch auch sein, dass es mal einen Tag gibt, an dem ich nicht so kreativ bin und dann arbeite ich einfach ab.
Hast du einen Tipp für Tage, an denen man sich motivations- und ideenlos fühlt?
Mir hilft es eine Wochen-, beziehungsweise Projektplanung zu erstellen, bei der ich mir alle meine Aufgaben und was mir wichtig ist, schonmal vorab aufschreibe. Dann muss ich nicht mehr überlegen, was ich als nächstes machen könnte, sondern es steht schon alles da. Das hilft mir ungemein.
Allgemeine und einfache Aufgaben, bei denen ich Routine habe, wie E-Mails beantworten, ein Telefonat führen oder Rechnungen schreiben, hebe ich mir immer für schlechte Tage auf.
Wenn ich an einem Tag besonders unmotiviert bin, dann trickse ich mich auch manchmal aus.
Ich setze mich dann für nur fünf Minuten hin und beginne meine Aufgabe. Wenn ich dann wirklich keine Lust habe, erlaube ich mir etwas anderes zu machen.
Das funktioniert übrigens auch beim Sport sehr gut. Wenn man dann einmal bei der Sache ist, denkt man: „Es ist ja doch nicht so schlimm, wie ich anfangs gedacht habe!“
Es ist aber auch schonmal vorgekommen, dass ich dann tatsächlich aufgehört habe, aber dann ist es auch gut so und ich akzeptiere das.
Ich verbringe meine Zeit dann mit dem, worauf ich Lust habe und ich genieße es. Ich bestrafe mich nicht oder rede mir irgendwelche doofen Sachen ein. Das sollte man nicht machen, sondern es dann wirklich genießen.
Du kannst dir am Vormittag einfach frei nehmen und vielleicht sieht es ja am Nachmittag mit der Motivation schon ganz anders aus.
Das ist das Schöne am Selbstständig sein, du bist sehr frei!
Was ist dir beim Arbeiten als Selbstständige besonders wichtig?
Ich habe gelernt regelmäßig Pausen zu machen. Es tut gut mal wieder vom Arbeitsplatz aufzustehen, vor allem, wenn man die ganze Zeit vor dem PC sitzt. Pausen sind mit am wichtigsten, um dem Kopf wieder frei zu bekommen und neue Kraft zu tanken. Schließlich konsumieren wir auch den ganzen Tag Wissen oder erhalten viele Eindrücke, diese werden aber erst in den Ruhephasen verarbeitet. Während dem Spazierengehen oder unter der Dusche habe ich die besten Ideen und fühle mich klar.
Wie sieht dein perfekter Tag aus?
Mein perfekter Tag beginnt jedenfalls mit einem guten Frühstück.
Ich hätte trotzdem Lust zwei Stunden richtig produktiv zusammen mit meinem Partner zu arbeiten. Es ist einfach so motivierend, wenn man bei seinen Projekten vorankommt!
Dann würde ich gerne gemeinsam mit ihm kochen, gute Musik hören und dazu tanzen. Außerdem würde ich mich gerne am Nachmittag mit Freunden zum Beachvolleyball spielen zu treffen und eine tolle Zeit mit ihnen verbringen. Dabei entstehen auch immer so schön Gespräche!
Der Abend endet dann einfach mit einem gemütlichen Buch auf dem Sofa oder bei einem Glas Wein und Tapas auf dem Balkon.
Was ist für dich das Schönste am selbstständigen Arbeiten?
Ich bin sehr frei!
Ich kann mir meine Aufgaben so legen, wie sie zu meiner Stimmung passen. Wenn ich an einem Montag nicht arbeite, dann habe ich ja vielleicht an einem Samstag Lust zu arbeiten.
Wenn du wirklich das machst, wofür du eine Leidenschaft hast und wo du deine Werte einbringen kannst, dann bist das ja zu 100 Prozent Du selbst!
Und wenn du das dann weitergeben kannst, ist das die größte Motivation – dann macht es einfach Spaß voran zu kommen!

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